Chronische Wunde

Eine chronische Wunde ist ein Integritätsverlust der Haut, der innerhalb von acht Wochen nicht abheilt (Rüttermann et al. 2013). Während normale Verletzungen in dieser Zeit längst verheilt sind, bleiben chronische Wunden in der Entzündungsphase „stecken“ und kommen nicht voran.

Die Ursachen sind vielfältig. Am häufigsten liegen Durchblutungsstörungen zugrunde, ausgelöst durch Diabetes mellitus, chronisch-venöse Insuffizienz oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Auch dauerhafter Druck auf dieselbe Stelle führt zu chronischen Wunden, etwa bei bettlägerigen Patienten.

Was passiert bei normaler Wundheilung?

Gesunde Wundheilung verläuft in drei Phasen.

  1. Zunächst setzt die Exsudationsphase  ein, in der der Körper die Wunde reinigt und Bakterien bekämpft.
  2. Dann folgt die Granulationsphase, in der neues Gewebe aufgebaut wird.
  3. Zuletzt kommt die Epithelisierungsphase , bei der die Wunde sich zusammenzieht und verschließt.

Bei chronischen Wunden gerät dieser Prozess aus dem Takt. Die Entzündung hört nicht auf. Ständig strömen Immunzellen herbei, produzieren Enzyme und zerstören dabei auch gesundes Gewebe. Neue Zellen werden schneller abgebaut als gebildet.

Häufige Formen chronischer Wunden

Offene Beine durch Venenschwäche zählen zu den häufigsten chronischen Wunden.

Das Blut staut sich aufgrund defekter Venenklappen in den Beinen,  Flüssigkeit tritt ins Gewebe aus, die Haut wird schlecht versorgt. Irgendwann reicht eine kleine Verletzung, und es entsteht ein Geschwür.

Bei Diabetes schädigt der erhöhte Blutzucker Nerven und Gefäße. Betroffene spüren Verletzungen am Fuß oft nicht mehr. Kleine Druckstellen entwickeln sich unbemerkt zu tiefen Wunden. Rezidive diabetischer Fußulzera führen häufig, in bis zu 60 Prozent der Fälle, zu Amputationen (Dissemond et al. 2016). In Deutschland werden jährlich etwa 45.000 Gliedmaßen in Folge chronischer Wunden amputiert (Dissemond et al. 2016).

Druckgeschwüre entstehen bei Menschen, die sich kaum noch bewegen können. Durch dauerhaften Druck oder Scherkräfte auf Knochen nahe der Hautoberfläche wird das Gewebe nicht mehr durchblutet. Bereits nach wenigen Stunden kann irreversibler Schaden entstehen.

Behandlung

Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.

Venenleiden erfordern Kompression, arterielle Durchblutungsstörungen müssen gefäßchirurgisch behandelt werden. Diabetes muss optimal eingestellt sein.

Moderne Wundauflagen halten die Wunde feucht und schaffen ein Milieu, in dem Heilung möglich wird. Trockene Wunden heilen schlecht. Die Auflagen werden je nach Wundzustand ausgewählt. Stark nässende Wunden zum Beispiel brauchen saugende Materialien, trockene Wunden brauchen feuchtigkeitsspendende Materialien.

Regelmäßige Wundreinigung entfernt abgestorbenes Gewebe und Bakterienbeläge . Manchmal muss chirurgisch nachgeholfen werden, wenn sich hartnäckige Beläge nicht anders lösen lassen.

Geduld braucht es trotzdem. Chronische Wunden heilen langsam, oft über Monate. Rückschläge sind normal. Wichtig ist, dass die Grunderkrankung behandelt wird, sonst kommt die Wunde immer wieder.

ICD-10 Klassifikation

Die Codierung hängt von der Ursache ab (BfArM 2025, ICD-Code.de 2025):

Venöse Ursachen:

  • I87.20: Venöse Insuffizienz (chronisch) ohne Ulzeration
  • I87.21: Venöse Insuffizienz (chronisch) mit Ulzeration
  • I83.0: Varizen der unteren Extremitäten mit Ulzeration

Arterielle Ursachen:

  • I70.24: Atherosklerose der Extremitätenarterien mit Ulzeration

Druckbedingte Ursachen:

  • L89.0: Dekubitus Grad 1 (Hautrötung)
  • L89.1: Dekubitus Grad 2 (Hautdefekt)
  • L89.2: Dekubitus Grad 3 (Schädigung bis Muskelfaszie)
  • L89.3: Dekubitus Grad 4 (Schädigung bis Knochen)

Diabetes-assoziierte Wunden:

  • E10.74: Diabetes mellitus, Typ 1 Mit multiplen Komplikationen Mit diabetischem Fußsyndrom, nicht als entgleist bezeichnet
  • E11.74: Diabetes mellitus, Typ 2 Mit multiplen Komplikationen Mit diabetischem Fußsyndrom, nicht als entgleist bezeichnet

Sonstige:

  • L97: Ulcus cruris, anderenorts nicht klassifiziert

Quellenverzeichnis

Rüttermann, Mike et al. (2013): Lokaltherapie chronischer Wunden, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 110, Nr. 3, [online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/134017/Lokaltherapie-chronischer-Wunden [14.11.2025].

BfArM (2025): ICD-10-GM Version 2025, [online] https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/ [14.11.2025].

ICD-Code.de (2025): ICD-10-GM-2025 Dekubitalgeschwür und Druckzone, [online] https://www.icd-code.de/icd/code/L89.-.html [14.11.2025].


Fachliche Information

Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.

Medizinischer Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte medizinisches Fachpersonal.

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Veröffentlicht: 26.11.2025

Quelle(n):

Von Reibnitz, C. & Skowronsky, A. (2017). Wundversorgung von A - Z (2. Aufl.). Springer-Verlag.