Startseite » Magazin » Alginate in der Wundversorgung: Eigenschaften, Anwendung und Besonderheiten

Alginate in der Wundversorgung: Eigenschaften, Anwendung und Besonderheiten

Chronische Wunden stellen nicht nur für Betroffene eine erhebliche Belastung dar, sondern sind auch eine Herausforderung für das medizinische Fachpersonal, das sich mit deren Versorgung beschäftigt. In der modernen Wundversorgung spielen spezialisierte Wundauflagen eine entscheidende Rolle, um die Heilung voranzutreiben und Komplikationen zu vermeiden. Eine besonders vielseitige und effektive Wundauflage sind Alginate. Diese natürlichen, aus Braunalgen gewonnenen Substanzen bieten zahlreiche Vorteile, die sie in der professionellen Wundbehandlung unverzichtbar machen. Doch was genau macht Alginate so besonders? Und wie werden sie korrekt angewendet, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen?

Die Herkunft und Beschaffenheit von Alginaten

Alginate sind biologisch abbaubare Fasern, die aus den Zellwänden von Braunalgen gewonnen werden. Diese Algen wachsen vor allem in den kalten Gewässern des Atlantiks und Pazifiks, wo sie dank ihrer robusten Struktur und schnellen Wachstumsrate ideale Voraussetzungen für eine nachhaltige Nutzung bieten. Die – wie der Name schon suggeriert – aus Algen extrahierten Alginate bestehen primär aus Kalziumsalzen der Alginsäure, die durch ihre besondere chemische Struktur eine außergewöhnliche Fähigkeit zur Flüssigkeitsaufnahme besitzen.

Was diese Fasern so einzigartig macht, ist ihre Fähigkeit, große Mengen an Wundexsudat aufzunehmen und in ein weiches, gelartiges Material umzuwandeln. Dieser Prozess schafft nicht nur ein feuchtes Wundmilieu, das die Zellmigration und damit die Wundheilung fördert, sondern hilft auch, Keime, Detritus (zelluläre Abfallprodukte in Wunden) und andere schädliche Substanzen einzuschließen und aus der Wunde zu entfernen.

Anwendung von Alginaten in der Wundversorgung

Die Anwendung von Alginaten in der Wundversorgung erfordert ein gewisses Maß an Fachwissen, um die Vorteile voll auszuschöpfen. Da Alginate in der Lage sind, das Vielfache ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufzunehmen, eignen sie sich besonders gut für stark exsudierende Wunden. Dazu zählen unter anderem Ulcera und alle Arten von chronischen Wunden wie Ulcus cruris (venös/ arteriell bedingt), Diabetischer Fuß, Dekubitus oder auch post-operativ bei Wundheilungsstörungen.

Beim Auflegen eines Alginatverbandes ist es sehr wichtig, dass der Verband die gesamte Wundfläche bedeckt und direkten Kontakt mit der Wunde hat. Nur auf diese Weise kann eine effiziente Absorption gewährleistet werden. Ebenso darf das Alginat nicht über den Wundrand hinaus angewendet werden, da dies zu einer Mazeration der umgebenden gesunden Haut führen kann.

Besonders hervorzuheben ist die gute Drapierbarkeit und Tamponierfähigkeit von Alginaten. Diese Eigenschaften erlauben es, den Verband auch in tiefen, unregelmäßig geformten Wunden anzuwenden. Dabei passt sich das Alginat flexibel der Wundkontur an, wodurch eine optimale Versorgung selbst bei komplexen Wundstrukturen möglich ist.

Weitere besondere Eigenschaften von Alginaten

Ein weiterer Vorteil von Alginaten ist ihre blutstillende (hämostyptische) Wirkung, die durch das im Verband enthaltene Kalzium erzielt wird. Diese Eigenschaft macht Alginate besonders wertvoll in der Behandlung von Wunden, die zur Blutung neigen, wie etwa bei chirurgischen Eingriffen oder bei Patienten mit Gerinnungsstörungen.

Zusätzlich sind Alginatverbände besonders schonend handhabbar. Der beim Flüssigkeitskontakt entstehende Gelverband lässt sich in der Regel leicht und schmerzarm entfernen. Das ist angenehm für Patienten und Pflegepersonal. Besonders Patienten mit chronischen Wunden profitieren hier.

Herausforderungen und Grenzen der Alginat-Anwendung

Trotz ihrer vielen positiven Eigenschaften sind Alginate nicht für alle Wundtypen geeignet. Bei trockenen oder minimal exsudierenden Wunden können Alginate beispielsweise austrocknen und an der Wunde haften, was den Verbandswechsel erschwert und potenziell schmerzhaft macht. In solchen Fällen sollten alternative Wundauflagen in Betracht gezogen werden, die besser auf die spezifischen Anforderungen der Wunde abgestimmt sind, wie Hydrokolloidverbände, Wunddistanzgitter, Hydrogelverbände, Gelkompressen und interaktive Wundkissen.

Die richtige Feuchtigkeitsbalance ist bei der Anwendung von Alginaten ein kritischer Faktor. Eine Übernutzung kann zu einer Überfeuchtung der Wunde führen, was das Risiko von Mazerationen und sekundären Infektionen erhöht. Deshalb muss der Zustand der Wunde regelmäßig überwacht und den Verband entsprechend angepasst werden.

Fazit: Alginate sind eine unverzichtbare Komponente in der modernen Wundversorgung

Alginate bieten durch ihre Fähigkeit, Wundexsudat effizient aufzunehmen und ein feuchtes Heilungsmilieu zu schaffen, eine hervorragende Lösung für die Behandlung stark exsudierender Wunden. Ihre hämostyptischen Eigenschaften und die einfache Handhabung machen sie zu einem wertvollen Werkzeug in der modernen Wundversorgung.

Dennoch erfordert der Einsatz von Alginaten fundiertes Fachwissen, um ihre volle Wirkung entfalten zu können und mögliche Komplikationen zu vermeiden. Für Wundmanager und Fachpersonal ist es daher wichtig, die Besonderheiten dieser Wundauflage genau zu kennen und deren Anwendung gezielt auf den individuellen Zustand der Wunde abzustimmen. Nur so kann das Potenzial der Alginat-Wundversorgung voll ausgeschöpft werden – zum Wohle der Patienten und zur Optimierung der Heilungschancen.

Diesen Artikel teilen