Wundheilungs­phasen

Reinigungsphase

Das Zeil der Reinigungsphase, auch exsudative, inflamatorische Phase genannt, ist es, vorhandene Bakterien, Zelltrümmer, sowie Schmutzpartikel auszuschwemmen und das Wundbett optimal für den Aufbau neuer Zellen vorzubereiten. Diese Reinigungs- bzw. Entzündungsphase, die mit einer extremen Exsudatproduktion einhergeht, ist Voraussetzung für den Ablauf weiterer gewebeaufbauender Prozesse. Kommt es zu einer Verletzung der Blutgefäße, beginnt umgehend die Blutgerinnung unter vorläufiger Engstellung der Gefäße. Durch die Thrombozytenaggregration werden die Gefäße provisorisch abgedichtet. Innerhalb der nächsten 24 Stunden wird ein Fibrinnetz gebildet, das als Matrix für das spätere Granulationsgewebe dient. Der Einsatz von Makrophagen (Fresszellen) unterstützt am Ort des Geschehens die Immunabwehr. Sichtbar an der Wunde in dieser Wundheilungsphase sind ein Blutpfropf, Schorf und viel Wundexsudat.

Granulationsphase

Die Granulationsphase beginnt bereits am 4. Tag nach der Wundentstehung. Die Angiogenese (das Einsprossen neuer Blutgefäße) beginnt, darüber bildet sich neues Granulationsgewebe. Voraussetzung hierfür ist ein sauberer Wundgrund. Auf der Wunde sichtbar wird ein dunkelrotes, feuchtglänzendes Granulationsgewebe von körniger Struktur. Die neuen Kapillaren sind noch wenig widerstandfähig und leicht zu verletzten. Zeitlich abhängig von der Gefäßbildung setzt die Neubildung des Bindegewebes ein. Hauptakteur sind die Fibroblasten. Angelockt von Wachstumsfaktoren wandern sie aus dem umliegenden Gewebe in die Wunde ein. Sie nutzen das Fibrinnetz als Matrix. Hat dies ausgedient, wird dieses mittels Plasmin abgebaut (Fibrinolyse). Die Fibroblasten produzieren Kollagen, das außerhalb der Zellen zu Fasern ausreift und dem Gewebe die Festigkeit verleiht. Entscheidend für die Kollagensynthese ist das Vorhandensein vom Coenzym Vitamin C. Weitere Cofaktoren sind Kupfer und Eisen. Erkennbar ist das Granulationsgewebe an seiner typisch glänzenden, feuchten und körnigen Oberfläche. Die dunkelrote Farbe erhält es durch die reichliche Ausstattung mit Blutgefäßen.

Epithelisierungsphase

Die dritte Wundheilungsphase ist die Epithelisierungsphase oder reparative Phase. Hierbei kommt es zu einer Wundkontraktion. Das Granulationsgewebe verliert Wasser und zieht sich etwas zurück. Durch die Bildung von Kollagenfasern entsteht Narbengewebe, mit dem die Wunde bis auf Hautniveau aufgefüllt wird. Vom Wundrand aus wandern Epithelzellen über das Granulationsgewebe ein. Nach dem Verschluss der Wunde dauert es bis zu 8 Wochen, bis das Gewebe seine maximale Belastbarkeit erreicht hat. Es handelt sich hierbei aber immer um Ersatz- oder Narbengewebe, das niemals die Belastbarkeit des ursprünglichen Gewebes erreicht. Die abgeheilte Wunde, unabhängig davon, welche Grunderkrankung zugrunde liegt, erfordert immer eine gute Beobachtung und Pflege, um das Auftreten eines Rezidivs frühzeitig zu erkennen oder es sogar ganz zu verhindern.

Quelle(n):

Probst, W. & Vasel-Biergans, A. (2010). Wundmanagement: ein illustrierter Leitfaden für Ärzte und Apotheker ; mit 133 Tabellen.