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Hydrokolloide in der Wundversorgung: Verbände mit begrenzter Haftung

Die moderne Wundversorgung ist eine Wissenschaft für sich – mit einer Vielzahl von Materialien und Techniken, die auf die individuellen Bedürfnisse von Patienten zugeschnitten werden müssen.

Ein besonders bewährtes Hilfsmittel in diesem Kontext sind Hydrokolloid-Verbände. Diese speziellen Wundauflagen haben sich seit ihrer Einführung als wertvolle Werkzeuge für die professionelle Behandlung chronischer Wunden etabliert.

Doch was macht Hydrokolloide so besonders? Und welche Besonderheiten müssen bei der Anwendung beachtet werden, um eine optimale Heilung zu gewährleisten?

Was sind Hydrokolloide?

Hydrokolloide gehören zu den eher innovativen Materialien der modernen Wundversorgung. Sie bestehen aus einer Kombination von gelbildenden Polymeren, die bei Kontakt mit der Wundflüssigkeit (Exsudat) eine gelartige Schicht erzeugen. Diese Schicht sorgt nicht nur für ein feuchtes Wundmilieu, das die Heilung fördert, sondern dient auch als schützende Barriere gegen äußere Einflüsse.

Ein nützliches Merkmal von Hydrokolloiden ist ihre Selbsthaftung. Die Verbände haften ohne zusätzliche Fixierung an der Haut, was ihre Anwendung besonders unkompliziert macht. Durch ihre wasserabweisenden Eigenschaften sind sie resistent gegen äußere Feuchtigkeit und bieten der Wunde Schutz vor Schmutz, Bakterien und anderen Infektionsquellen. Diese Eigenschaften machen Hydrokolloid Verbände zu einer guten Wahl für Wunden mit geringer bis mäßiger Exsudationsmenge.

Die Anwendung von Hydrokolloiden: Feinheiten und Herausforderungen

Die Anwendung von Hydrokolloid-Verbänden mag auf den ersten Blick simpel erscheinen, doch wie so oft in der Wundversorgung kommt es auf die Details URSC Artikel Hydrokolloid-Verbände 3 an. Die große Herausforderung besteht nämlich darin, sicherzustellen, dass der Verband korrekt auf der Wunde platziert wird, um eine optimale Barriere und Heilung zu gewährleisten. Ein häufiges Problem, sind Luftblasen, die sich unter dem Verband bilden. Sie stören die Abdichtung und damit die Haftung auf der Haut.

Es ist also wichtig, den Verband sorgfältig aufzutragen, sodass die gesamte Wundoberfläche gleichmäßig bedeckt ist. Besonders die Ränder müssen gut haften, um den schützenden Effekt des Hydrokolloids voll zu entfalten. Fachkräfte sollten sicherstellen, dass die Haut vor der Anwendung des Verbands trocken und sauber ist, um die Haftung zu verbessern und Hautirritationen zu vermeiden. Eine der größten Stärken von Hydrokolloid-Verbänden – ihre Selbsthaftung – kann nur dann wirken, wenn der Verband richtig angebracht wird.

Hydrokolloide und die Phasen der Wundheilung

Ein wesentlicher Vorteil von Hydrokolloiden liegt in ihrer aktiven Rolle während der Heilung. Sie schaffen ein feuchtes Milieu, das die Granulation und Epithalisierung – zwei entscheidende Phasen im Wundheilungsprozess – fördert. Die Granulation ist der Prozess, bei dem neues Gewebe entsteht, das die Wunde von innen heraus schließt, während die Epithalisierung die Wiederherstellung der oberen Hautschicht beschreibt.

Durch die Aufrechterhaltung der Feuchtigkeit wird das Austrocknen der Wunde verhindert, was die Zellmigration unterstützt und die Wunde schneller verschließt. Dies ist wichtig, weil eine zu trockene Umgebung den Heilungsprozess verlangsamen oder sogar behindern kann. Gleichzeitig minimiert das Gel, das durch die Interaktion des Hydrokolloids mit dem Wundexsudat entsteht, den Schmerz bei Verbandwechseln, weil das Material schlicht nicht an der Wunde haftet.

Bei Kontakt mit Exsudat bildet sich ein Gel, das an Eiter erinnert und es entsteht ein typischer, unangenehmer Geruch. Dieser Geruch ist allerdings nicht als Infektionszeichen zu deklarieren.

Grenzen und Risiken: Wann Hydrokolloide nicht geeignet sind

Hydrokolloide sind vielseitig, haben aber dennoch klare Grenzen in ihrer Anwendung. Da sie speziell für Wunden mit geringer bis mäßiger Exsudation entwickelt wurden, sind sie bei stark exsudierenden Wunden weniger geeignet. Hier besteht die Gefahr, dass das Gel die überschüssige Flüssigkeit nicht URSC Artikel Hydrokolloid-Verbände 4 aufnehmen kann und die Wunde überfeuchtet wird, was das Risiko von Mazerationen erhöht. In solchen Fällen sollten andere, besser geeignete Wundauflagen verwendet werden, die eine höhere Absorptionsfähigkeit haben.

Ein weiteres Risiko besteht bei infizierten Wunden. Obwohl HydrokolloidVerbände eine Barriere gegen äußere Keime bieten, sind sie nicht dafür ausgelegt, bestehende Infektionen zu behandeln. Bei Anzeichen einer Infektion oder kritischen Kolonisation mit Symptomen wie etwa verstärktem Exsudat, Rötungen oder unangenehmem Geruch ist der Verband kontraindiziert.

Bei sehr tiefen oder stark blutenden Wunden ist der Einsatz von Hydrokolloiden nicht möglich. Diese Art von Wunden benötigt eine spezifischere Versorgung, um Komplikationen wie Blutungen oder Komplikationen zu vermeiden.

Weitere Kontraindikationen sind:

  • Infzierte Wunden, Ostemyelitis
  • Freiliegende Knochen, Knorpel, Sehnen und Muskeln
  • Verbrennungen 3. Grades
  • Tumorwunden
  • arteriell bedingte Wunden
  • Pergamenthaut (Gefahr von Traumatisierungen!)

Hydrokolloid-Verbände in der Praxis: Patient und Anwendungsfrequenz

Ein weiterer Vorteil der Hydrokolloid-Verbände, der besonders im Alltag der Wundversorgung zum Tragen kommt, ist der Komfort für die Patienten. Durch die selbsthaftende Eigenschaft und die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern, können die Verbände in der Regel für mehrere Tage auf der Wunde bleiben. Das reduziert die Anzahl der erforderlichen Verbandwechsel und minimiert so die Belastung. Ein wichtiger Punkt, insbesondere bei chronischen Wunden, bei denen häufige Wechsel die Haut zusätzlich strapazieren.

Die Verbände sind relativ dünn und unauffällig, was ihre Akzeptanz bei den Betroffenen erhöht. Anders als bei einigen anderen Verbänden, die aufgrund ihrer Dicke oder Struktur unbequem sein können, passen sich Hydrokolloide gut an die Körperkonturen an und stören im Alltag kaum.

Ein Hydrokolloidverband sollte die Wunde wegen der entstehenden Blasenbildung zirka 2 bis 3 cm überlappen. Das gebildete Gel ist unter der URSC Artikel Hydrokolloid-Verbände 5 Wundauflage als Blase sichtbar, die sich zunehmend ausdehnt. Überschreitet die Blase die Wundfläche, ist ein Wechsel der Auflage notwendig.

Beim Entfernen eines Hydrokolloidverbandes ist wegen der Gefahr von Traumatisierungen außerdem darauf zu achten, dass er – wie bei Folienverbänden – am besten durch Überdehnen von der Haut abgelöst wird.

Fazit: Hydrokolloide sind vielseitige Helfer in der Wundversorgung

Hydrokolloid-Verbände sind ein hervorragendes Beispiel für den Fortschritt in der modernen Wundversorgung. Ihre Fähigkeit, ein feuchtes Milieu zu schaffen, die Granulation und Epithalisierung zu fördern und gleichzeitig als schützende Barriere zu wirken, macht sie zu einer unverzichtbaren Option für die Behandlung von Wunden mit geringer bis mäßiger Exsudation. Die einfache Handhabung und der Komfort für Patienten sind weitere Pluspunkte, die sie sowohl für das Fachpersonal als auch für Betroffene attraktiv machen.

Wie bei jeder medizinischen Technologie gibt es aber Anwendungsgrenzen. Das Verständnis dieser Grenzen und die korrekte Handhabung der Verbände sollten bekannt sein, um das volle Potenzial von Hydrokolloiden auszuschöpfen und die Wundheilung optimal zu unterstützen. Wundmanager und Fachpersonal spielen dabei eine wichtige Rolle, indem sie ihre Expertise einsetzen, um den Heilungsprozess gezielt zu begleiten und den Betroffenen eine schnelle und möglichst schmerzfreie Genesung zu ermöglichen.

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