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Professionelle Wundversorgung chronischer Wunden: Ein umfassender Überblick

Es gibt einen Bereich in der Medizin, der oft im Schatten anderer medizinischer Bereiche steht: die Wundversorgung chronischer Wunden. Diese Disziplin verbindet hochmoderne Wissenschaft mit der tiefsten Form menschlicher Fürsorge und steht im Zentrum des stetigen Kampfes gegen Wunden, die sich der Heilung widersetzen.

Chronische Wunden sind mehr als nur medizinische Herausforderungen; sie sind Zeugen der komplexen Geschichten unserer Körper und der Hindernisse, denen sie begegnen. In einer Gesellschaft, die ständig nach Schnelligkeit und Effizienz strebt, erinnern uns diese hartnäckigen Wunden daran, dass Heilung oft ein langsamer, sorgfältiger Prozess ist, der Geduld und Hingabe erfordert.

In diesem Artikel nehmen wir Sie mit auf eine Erkundungstour durch die Welt der professionellen Wundversorgung. Wir beleuchten die feinen Details der Wundbeurteilung – von der Beschaffenheit des Wundgrundes bis hin zur Bewertung des Wundschmerzes – und zeigen, wie diese einzelnen Elemente zusammenkommen, um eine ganzheitliche Behandlung zu formen. Wir werden sehen, wie Wundmanager und Wundmanagerinnen mit einem ausgewogenen Mix aus fachlichem Know-how und menschlichem Einfühlungsvermögen arbeiten, um jeden Aspekt der Wunde zu verstehen und den Patienten auf ihrem Weg zur Heilung zu begleiten.

Die Wundversorgung chronischer Wunden: Ein facettenreicher Heilungsprozess

Die Behandlung chronischer Wunden ist ein komplexes, oft unterschätztes Kapitel in der Medizin. Sie erfordert ein tiefes Verständnis für die unterschiedlichen Ursachen (Ätiologie) der Wundentstehung und die Wahl der angemessenen Therapie, um eine effektive Heilung zu gewährleisten.

Hierbei spielen Ärzte und speziell geschulte Pflegefachkräfte (auch Wundmanager und Wundexperten genannt) eine zentrale Rolle. Ihr breites Wissen im Bereich des Wundmanagements ist der Schlüssel, um Patienten nicht nur medizinisch zu versorgen, sondern ihnen auch emotional zur Seite zu stehen.

Eine besonders individuell abgestimmte Pflege ist dabei nicht nur wünschenswert, sondern unverzichtbar. Abhängig von der Art und der Heilungsphase der Wunde kommen dabei ganz unterschiedliche Verbandsmaterialien zum Einsatz.

Das Spektrum reicht hier von Kompressionsmaterialien bis hin zu druckentlastenden Hilfsmitteln, die allesamt darauf abzielen, die betroffene Stelle optimal zu schützen und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl spezialisierter Produkte und Verbandsstoffe, die gezielt für die Therapie chronischer Wunden entwickelt wurden. Diese Materialien spielen eine wichtige Rolle: diese dienen dazu „Wunden zu bedecken, Wundflüssigkeit aufzusaugen oder – in Form individuell erstellter Verbände – Körperteile zu stabilisieren, zu immobilisieren oder zu komprimieren“, so der G-BA. Die Eigenschaft als Verbandmittel entfällt nicht, wenn ein Gegenstand ergänzend weitere Wirkungen entfaltet, die ohne pharmakologische, immunologische oder metabolische Wirkungsweise im menschlichen Körper der Wundheilung dienen, beispielsweise, indem er eine Wunde feucht hält, sie reinigt, Gerüche bindet, antimikrobiell wirkt oder mit einer Metallschicht versehen ist.

Auch die Rolle der Ernährung darf nicht unterschätzt werden, da sie eine wesentliche Unterstützung für den Körper in den verschiedenen Phasen der Wundheilung bietet.

In besonders schwerwiegenden Fällen kann auch ein chirurgischer Eingriff notwendig werden, um die Heilung zu beschleunigen.

Chronische Wunden: Zwischen Herausforderung und Heilung

Chronische Wunden sind oft ein Ergebnis von extrinsischen Faktoren wie andauernder Druckeinwirkung sowie intrinsischen Faktoren kausaler Grunderkrankungen. Dazu gehören: Vaskuläre Erkrankungen, chronische Wunden, immunologischer Genese, metabolische Ursachen wie z.B. Diabetes mellitus, sowie Infektionen. Diese sind ein Sinnbild für die medizinische Komplexität der Versorgung von Menschen mit chronischen Wunden. Ihre Besonderheit liegt in der langen Heilungsdauer. Diese dauert häufig deutlich länger als acht Wochen.

Die adäquate Versorgung solcher Wunden verlangt ein profundes Verständnis der zugrundeliegenden Ursachen und der Einflussfaktoren, die den Heilungsverlauf prägen können.

Ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung ist das sorgfältige Debridement, also die Reinigung der Wunde, oftmals durch eine Nassphase, um das betroffene teilweise avitale, abgestorbene Gewebe zu entfernen. Dabei muss sehr genau darauf geachtet werden, dass der behandelnde Arzt sowie das medizinische Fachpersonal sofort informiert werden, wenn Anzeichen einer lokalen Infektion auftreten oder sich die Wundverhältnisse verschlechtern.

Wichtig ist das Bewusstsein, dass jeder Patient einzigartig ist und daher Behandlungsansätze benötigt, die individuell auf den Patienten und dessen Wunde angepasst sind.

Kausaltherapie: Kernstück in der Behandlung chronischer Wunden

Die Kausaltherapie als Verschiebung der diagnostischen Möglichkeiten ist bahnbrechend, da sie, im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen die Diagnostik aufgrund fehlender Möglichkeiten und Erkenntnisse oft schwierig und herausfordernd war, eine tiefgreifendere und nachhaltigere Herangehensweise an die Wundheilung ermöglicht.

Tiefgehende Diagnostik: Auf der Suche nach den Ursachen

Der erste Schritt in der Kausaltherapie ist eine umfassende Diagnostik. Ziel ist es, ein detailliertes Verständnis für die genauen Ursachen einer chronischen Wunde zu entwickeln. Diese Aufgabe ist komplex, da chronische Wunden oft multifaktorielle Ursachen haben.

Mögliche Auslöser können Durchblutungsstörungen, Infektionen, metabolische Störungen wie Diabetes, Druckbelastungen, immunologische Faktoren oder genetische Prädispositionen sein.

Hier können mehrere Fachrichtungen Einsichten liefern. Ärzte, Pflegekräfte, Ernährungswissenschaftler, Physiotherapeuten und gegebenenfalls Psychologen können viel zur ganzheitlichen Sicht auf den Patienten und seine Wunde beitragen.

Durch Diagnoseverfahren wie bildgebende Techniken, mikrobiologische Untersuchungen und Blutanalysen wird zusätzlich ein umfassendes Bild des Gesundheitszustandes des Patienten erarbeitet.

Individuell zugeschnittene Therapiekonzepte

Basierend auf den Erkenntnissen der Diagnostik wird ein individueller Therapieplan erstellt. Dieser Plan ist hochgradig personalisiert und zielt darauf ab, die identifizierten Ursachen der Wunde direkt anzugehen.

Bei Durchblutungsstörungen könnten beispielsweise gefäßerweiternde Medikamente, physiotherapeutische Maßnahmen oder chirurgische Eingriffe erforderlich sein. Im Falle von Infektionen werden gezielte lokale Maßnahmen mittels antibakterieller Verbandsstoffe oder – wenn notwendig – Antibiotikatherapien eingesetzt.

Darüber hinaus wird der Lebensstil des Patienten in den Therapieplan einbezogen: Ernährungsberatung, Bewegungstherapie, Unterstützung bei der Raucherentwöhnung und psychologische Betreuung sind Bestandteile der Behandlung. Diese ganzheitliche Betrachtungsweise sorgt dafür, dass nicht nur die Wunde, sondern der gesamte Mensch behandelt wird.

Die Kausaltherapie ist ein umfassender und patientenzentrierter Ansatz

Sie stellt sicher, dass die Behandlung nicht nur auf die Wunde, sondern auf den ganzen Menschen ausgerichtet ist. Durch die Kombination aus tiefgreifender Diagnostik, individualisierter Therapie und dem gezielten Einsatz von Wundauflagen wird die Basis für eine erfolgreiche Heilung gelegt. Dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Genesung.

Wundarten und ihre Charakteristika: Ein tiefgreifender Einblick

In der medizinischen Praxis begegnen wir einer Vielfalt von Wunden, die sich hauptsächlich in zwei Hauptkategorien einteilen lassen: chronische und akute Wunden. Diese Einteilung ist grundlegend für das Verständnis der Wundbehandlung.

  1. Akute Wunden: Im Gegensatz zu chronischen Wunden entstehen akute Wunden plötzlich, etwa durch Verletzungen, chirurgische Eingriffe oder Verbrennungen. Normalerweise durchlaufen diese Wunden einen vorhersehbaren und zeitlich begrenzten Heilungsprozess. Ihre Behandlung richtet sich nach der Art und Schwere der Wunde sowie nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten.
  2. Chronische Wunden: Diese Art von Wunden zeichnet sich durch ihre Langwierigkeit aus. Sie schließen sich nicht innerhalb der erwarteten Zeit, oft bedingt durch zugrundeliegende Erkrankungen wie Diabetes, venöse Insuffizienz oder immer wiederkehrenden Druckschädigungen. Chronische Wunden sind oft schmerzhaft und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Ihre Behandlung ist besonders komplex und erfordert eine individuelle Herangehensweise, die sowohl die Ursache der Wunde als auch ihre Eigenschaften berücksichtigt. Definition: „In der Fachliteratur besteht weitgehende Einigkeit, Wunden dann als chronisch zu bezeichnen, wenn diese innerhalb von vier bis zwölf Wochen nach Wundentstehung – hier spielen Wundart und Kontextfaktoren eine bedeutende Rolle – unter fachgerechter Therapie keine Heilungstendenzen zeigen“ (Quelle: Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege, Expertenstandard Pflege von Menschen mit chronischen Wunden)

Die Phasen der Wundheilung: Ein natürlicher Reparaturprozess

Der Heilungsprozess einer Wunde, unabhängig davon, ob sie chronisch oder akut ist, gliedert sich in mehrere Phasen. Jede Phase spielt eine entscheidende Rolle im Gesamtablauf der Wundheilung.

  1. Exsudationsphase (Reinigungsphase): Diese erste Phase beginnt unmittelbar nach der Wundentstehung. Der Körper reagiert mit einer Entzündungsreaktion, die die Wunde von Fremdkörpern und abgestorbenem Gewebe befreit. Charakteristisch sind Symptome wie Rötung, Schwellung, Schmerz, Funktionseinschränkung und Überwärmung. Diese Phase ist wichtig, da eine gründliche Reinigung die Basis für eine erfolgreiche Heilung legt.
  2. Proliferationsphase (Granulationsphase): Hier wird neues Gewebe gebildet. Fibroblasten, also die Zellen, die für die Bindegewebebildung zuständig sind, werden aktiv. Parallel dazu findet die Angiogenese statt, also der Aufbau neuer Blutgefäße, um das neue Gewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. In dieser Phase kann es bei chronischen Wunden zu Verzögerungen kommen, was eine besondere Aufmerksamkeit erfordert.
  3. Remodellierungsphase (Epithelisierungsphase): In dieser abschließenden Phase gewinnt die Wunde an Festigkeit und Elastizität. Die neu gebildeten Kollagenfasern reorganisieren sich, was dem Gewebe Stabilität verleiht. Diese Phase kann, insbesondere bei chronischen Wunden, Monate bis Jahre in Anspruch nehmen. Dabei handelt es sich um eine Epithelisierung der Wunde bis zum vollständigen Wundverschluss.

Während des gesamten Prozesses wird immer wieder deutlich: Die Wundheilung ist ein beeindruckendes Beispiel für die Selbstheilungskräfte des menschlichen Körpers in Konstellation mit der kausalen Wundversorgung sowie des richtig gewählten Wundverbandes.

Insbesondere bei chronischen Wunden ist eine individuelle und professionelle Herangehensweise erforderlich, um den Heilungsprozess zu unterstützen und Komplikationen vorzubeugen. Die richtige Balance zwischen natürlichem Heilungsprozess und medizinischer Intervention ist entscheidend.

Hierbei spielen das Fachwissen und die Fürsorge des medizinischen Personals natürlich eine unverzichtbare Rolle.

Wer darf eine Wunde eigentlich professionell versorgen? 

Inzwischen wissen wir: Die Versorgung chronischer Wunden ist ein komplexes Feld innerhalb der medizinischen Versorgung, das Fachwissen und Erfahrung erfordert.

Doch wer genau ist qualifiziert und befugt, sich dieser Herausforderung zu stellen?

Diese Frage ist nicht nur für medizinisches Fachpersonal von Bedeutung, sondern auch für Patienten und deren Angehörige, die mit in den Versorgungsprozess involviert sind.

Haus-/Fachärzte und Chirurgen: Die Spezialisten an vorderster Front


An erster Stelle stehen Haus-/Fachärzte und Chirurgen, deren umfangreiche medizinische Ausbildung sie befähigt, komplexe Wunden zu beurteilen und zu behandeln. Diese Spezialisten sind nicht nur für die initiale Diagnose und Versorgung zuständig, sondern entscheiden auch über den weiteren Behandlungsverlauf, wie zum Beispiel die Notwendigkeit chirurgischer Eingriffe oder den Einsatz spezieller Wundauflagen und Heilmethoden.

Pflegefachkräfte mit Spezialisierung auf Wundmanagement

In der täglichen Praxis sind es oft speziell geschulte Pflegekräfte, die einen Großteil der Wundversorgung übernehmen. Diese Wundexperten haben in der Regel eine Zusatzausbildung absolviert, die sie in die Lage versetzt, chronische Wunden fachgerecht zu behandeln und den Heilungsprozess zu überwachen. Sie arbeiten eng mit den Ärzten zusammen und sind ein wesentlicher Bestandteil des multidisziplinären Teams, das für die umfassende Betreuung von Wundpatienten zuständig ist.

Physiotherapeuten und Ergotherapeuten: Unterstützung im Heilungsprozess


Auch Physiotherapeuten und Ergotherapeuten spielen eine wichtige Rolle in der Wundversorgung, insbesondere wenn es um die Wiederherstellung der Funktionalität und Beweglichkeit in den betroffenen Körperregionen geht. Durch gezielte Therapien tragen sie dazu bei, die durch die Wunde eingeschränkte Mobilität des Patienten zu verbessern und somit indirekt den Heilungsprozess zu unterstützen.

Die Rolle des Patienten: Selbstversorgung unter Anleitung

Bei weniger schweren Wunden ist es unter Umständen auch möglich, dass Patienten selbst die Wundversorgung übernehmen. Dies sollte jedoch immer unter der Anleitung und Aufsicht von Fachpersonal erfolgen. Eine korrekte Selbstversorgung kann nicht nur zur Beschleunigung des Heilungsprozesses beitragen, sondern stärkt auch das Selbstmanagement und die Eigenverantwortung des Patienten.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Der Schlüssel zu erfolgreicher Wundversorgung

Die erfolgreiche Behandlung chronischer Wunden erfordert eine enge Zusammenarbeit aller beteiligten Disziplinen. Das medizinische Fachpersonal muss dabei nicht nur fachlich kompetent, sondern auch in der Lage sein, Informationen verständlich an Patienten und deren Angehörige zu vermitteln. Eine offene Kommunikation und ein regelmäßiger Austausch sind essenziell, um eine ganzheitliche und patientenzentrierte Versorgung zu gewährleisten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die professionelle Versorgung chronischer Wunden ein Teamansatz ist, der Expertise aus verschiedenen medizinischen Bereichen erfordert. Jeder Beteiligte, vom Arzt über die Pflegefachkraft bis hin zum Patienten selbst, spielt eine entscheidende Rolle in diesem Prozess. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten ihre Rollen und Verantwortlichkeiten kennen und eng zusammenarbeiten, um das bestmögliche Ergebnis für den Patienten zu erzielen.

Die richtige Beurteilung einer Wunde: Ein Wegweiser zur Heilung

Die genaue Beurteilung einer Wunde ist ein kritischer Schritt in der professionellen Wundversorgung, besonders bei chronischen Wunden. Erst diese umfassende Einschätzung ermöglicht es, einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen, der sowohl auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten als auch auf die besonderen Eigenschaften der Wunde eingeht.

Wundgrund: Das Fundament der Heilung

Der Wundgrund, also der Boden der Wunde, ist ein zentraler Indikator für den Heilungsprozess. Ein gesunder Wundgrund zeigt sich oft durch rosarotes, gut durchblutetes Gewebe, das auf eine fortschreitende Heilung hindeutet. Ein dunkler, nekrotischer (abgestorbener) oder fibrinöser (mit Fibrin bedeckter) Wundgrund kann hingegen auf Stagnation oder sogar Verschlechterung der Wundheilung hinweisen. Die Beurteilung des Wundgrunds liefert wichtige Einblicke in die Tiefe der Wunde und hilft bei der Entscheidung über notwendige chirurgische Eingriffe oder spezielle Wundauflagen.

Wundränder: Die Bedeutung der Grenze

Die Wundränder liefern Informationen über die Ausdehnung und mögliche Ausbreitung der Wunde. Gut heilende Wunden haben oft glatte, fest anliegende Ränder, die sich kontinuierlich schließen. Eine präzise Beobachtung der Wundränder ermöglicht es, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Vergrößerung der Wundfläche zu verhindern und eine optimale Heilung zu fördern.

Wundexsudat: Ein Spiegel des Wundzustandes

Das Wundexsudat, die Flüssigkeit, die aus der Wunde austritt, ist ein entscheidender Faktor bei der Beurteilung des Heilungsprozesses. Ein geringes, klares Exsudat ist normal und ein Zeichen für eine gesunde Wundheilung. Ein erhöhtes, trübes oder riechendes Exsudat kann jedoch auf ein Ungleichgewicht der Wunde hinweisen. Möglich ist hier eine kritische Kolonisation, eine erhöhte lymphatische Last oder eine in Zusammenhang mit den lokalen Infektionszeichen vorhandene Infektion. Ein erhöhtes Exsudat allein ist kein Anzeichen einer Infektion. Die genaue Analyse des Exsudats ist entscheidend für die Wahl der passenden Wundauflage, die sowohl schützt, bedeckt als auch aufsaugt.

Wundschmerz: Ein Indikator mit mehreren Dimensionen

Der Wundschmerz ist ein vielschichtiger Indikator, der sowohl physische als auch psychische Aspekte der Wundheilung berührt. Chronische Wunden können dauerhaft schmerzhaft sein, was nicht nur das körperliche, sondern auch das seelische Wohlbefinden der Patienten beeinträchtigt. Die sorgfältige Beurteilung und Behandlung des Schmerzes ist ein wesentlicher Bestandteil der Wundversorgung. Sie erfordert oft einen multidisziplinären Ansatz, der medikamentöse Therapien, psychologische Unterstützung und physikalische Therapien umfassen kann.

Lokalisation und Größe: Schlüssel zur maßgeschneiderten Behandlung

Die Lokalisation der Wunde am Körper und ihre Größe sind entscheidend für die Auswahl der Behandlungsmethoden. Wunden an schwer heilenden Stellen, wie zum Beispiel den Füßen bei Diabetikern, erfordern besondere Aufmerksamkeit und oft spezielle Behandlungsstrategien. Die Größe der Wunde gibt Aufschluss über den Heilungsfortschritt und hilft bei der Entscheidung, ob chirurgische Maßnahmen oder andere spezialisierte Behandlungen notwendig sind.

Die professionelle Beurteilung dieser verschiedenen Aspekte einer Wunde bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung. Es ist eine Kombination aus medizinischer Expertise, einfühlsamem Patientenkontakt und kontinuierlicher Bewertung des Heilungsprozesses, die den Weg zur Genesung ebnet.

Prävention und Hygiene bei der Behandlung von chronischen Wunden

Prävention und Hygiene bei der Behandlung von chronischen Wunden sind zwingende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wundversorgung. Patienten mit chronischen Wunden benötigen eine ganz besondere Pflege und viel Aufmerksamkeit, um das Risiko einer Infektion oder einer Wundheilungsstörung zu minimieren. 

Darüber hinaus sollten Patienten darauf hingewiesen werden, wie sie selbst dazu beitragen können, ihre Genesung zu beschleunigen. Dabei geht es vor allem um diese Themen:

1. Verhaltensweisen: Nikotin und Alkoho

Beide sind Feinde einer schnellen Wundheilung. Nikotin verengt die Blutgefäße, was die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Gewebes einschränkt. Alkohol hingegen kann die Immunantwort des Körpers schwächen. Patienten sollten daher angeregt werden, den Konsum von Tabak und Alkohol zu reduzieren oder ganz einzustellen.

2. Manipulation am Wundverband

Ein häufig unterschätztes Thema ist die Manipulation am Wundverband. Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass das unnötige Berühren oder Entfernen des Verbandes Infektionen begünstigen und den Heilungsprozess stören kann. Dabei ist es wichtig, herauszufinden, warum der Patient[OZ1]  überhaupt am Wundverband manipuliert, um die Ursache angehen zu können.

3. Ernährung: Kraftstoff für die Heilung

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtig. Proteine, Vitamine (insbesondere A und C) und Zink unterstützen die Wundheilung. Eine Ernährungsberatung kann hier zusätzlich wertvolle Hilfestellungen geben.

4. Hautpflege: Mehr als nur Ästhetik

Die Pflege der umliegenden Haut ist ebenfalls wichtig. Trockene oder rissige Haut kann das Infektionsrisiko erhöhen. Eine sanfte, feuchtigkeitsspendende Pflege kann dem entgegenwirken.

5. Druckentlastung: Vermeidung von Komplikationen

Bei bettlägerigen Patienten oder solchen mit Wunden an belasteten Körperstellen ist Druckentlastung unerlässlich. Spezielle Anti-Dekubitus-Sitzkissen oder Anti-Dekubitus-Matratzen können hier Abhilfe schaffen.

6. Facharzt- und Kontrolltermine: Der Wegweiser der Genesung

Regelmäßige Besuche beim Facharzt sind nicht nur für die Kontrolle des Heilungsverlaufs wichtig, sondern auch für die seelische Unterstützung des Patienten.

7. Schmerzwahrnehmung: Ein wichtiger Indikator

Patienten sollten ermutigt werden, Schmerzen nicht zu ignorieren, sondern als wichtigen Indikator für den Zustand der Wunde zu verstehen und gegenüber den Behandlern zu kommunizieren.

8. Therapietreue: Der Schlüssel zum Erfolg

Schlussendlich ist die Therapietreue entscheidend. Ein Behandlungsplan kann nur dann erfolgreich sein, wenn er auch konsequent verfolgt wird.

Verbandsstoffe in der Wundversorgung: auf die richtige Wahl kommt es an 

Erst wenn die Kausaltherapie die Ursachen der Wunde adressiert hat, kommt die Anwendung spezifischer Wundauflagen ins Spiel.

Die Wundauflage ist mehr als nur ein Schutz für die Wunde; sie ist wie ein aktiver Teilnehmer im Heilungsprozess. Moderne Wundauflagen sind darauf ausgelegt, ein optimales Wundmilieu zu schaffen und zu erhalten. Sie können beispielsweise Feuchtigkeit regulieren, Infektionen vorbeugen und die Wundheilung durch verschiedene Technologien unterstützen.

Die Auswahl der passenden Wundauflage ist ein wichtiger Schritt und wird basierend auf den individuellen Eigenschaften der Wunde und des umgebenden Gewebes getroffen.

Wie ein maßgeschneiderter Anzug muss jeder Verbandstyp präzise auf die Bedürfnisse der unterschiedlichsten Wunden und Wundheilungsphasen abgestimmt sein. Von der faszinierenden Technologie der Hydrofaser-Verbände, die mit Wundexsudat ein Gel bildet, bis hin zu Superabsorbern – die Welt der Verbände ist vielfältig und faszinierend.

Hydrofaser-Verbände

Hydrofaser-Verbände, hergestellt aus Natriumcarboxymethylcellulose (ein Polymer, das Flüssigkeit absorbiert und in ein heilungsförderndes Gel umwandelt), sind besonders für Wunden mit hoher Flüssigkeitsabsonderung (Exsudation) geeignet. Sie bieten den Vorteil, dass sie selbst unter Druck effektiv Feuchtigkeit speichern, was sie auch für den Einsatz unter Kompressionsverbänden passend macht.

Bei der Anwendung ist es wichtig, den Verband glatt auf die Wunde aufzulegen, um eine gleichmäßige Absorption zu gewährleisten.

Eine interessante Eigenschaft von Hydrofaser-Verbänden ist ihre Fähigkeit, sich der Wundkontur anzupassen, was sie besonders bei unebenen Wundoberflächen nützlich macht. Die Hydrofaser passt sich damit dem Wundbett an und minimiert sogenannte „Toträume“, in denen sich Bakterien vermehren können dabei sorgt sie für ein Gleichgewicht der Feuchtigkeit im Wundbett. Die Hydrofaser trägt durch vertikale Flüssigkeitsaufnahme zum Schutz der Haut innerhalb der Wundumgebung bei und reduziert Mazerationen. Bei oberflächlichen Wunden ist darauf zu achten, dass die Hydrofaser über dem Wundrand hinaus Anwendung findet.

Alginate

Alginate, aus Braunalgen gewonnene biologisch abbaubare Verbände, sind für stark exsudierende Wunden ideal. Sie absorbieren Wundflüssigkeit und verwandeln sie in ein Gel, das ein optimales Heilungsumfeld schafft.

Beim Auflegen eines Alginatverbandes sollte der Verband direkten Kontakt mit der gesamten Wundoberfläche haben, um eine effiziente Absorption und Gelbildung zu ermöglichen. Dabei ist immer zu beachten dass das Alginat nicht über dem Wundrand hinaus anwendung findet.

Alginate bestehen aus wirkstofffreien Calzium-Alginat-Fasern und sind gut tamponier- und drapierbar. Das Alginat quillt gelartig auf und schließt überschüssige Flüssigkeit / Wundexsudat, Keime, Detritus und sonstige Abfallstoffe aus der Wunde ein.

Kalzium hat eine hämostyptische (blutstillende) Wirkung. Folglich können Alginate bei zur Blutung neigenden Wunden verwendet werden.

Ein weiterer Vorteil ist die leichte Entfernbarkeit des Verbandes, was den Verbandswechsel weniger schmerzhaft und schonender für die Wunde macht.

Saugkompressen und Superabsorber

Saugkompressen und Superabsorber, bekannt für ihre hohe Aufnahmekapazität von Wundexsudat, sind besonders für die Versorgung von stark nässenden Wunden geeignet.

Sie bestehen aus mehreren Schichten, welche die Flüssigkeit effizient aufnehmen und einschließen.

Ihre Fähigkeit, Exsudat sicher einzuschließen, reduziert das Risiko von Leckagen und Hautmazerationen, was die Heilung unterstützt und den Komfort für den Patienten erhöht.

Die Aufgabe des Superabsorbers ist es, für stark exsudierende Wunden durch wasserspeichernde Polymere (Superabsorber) ein feuchtes Wundmilieu zu schaffen, Wundexsudat vertikal zu absorbieren und Exsudat sicher im Produktkern einzuschließen.

Polyurethanschäume

Polyurethanschaumverbände sind atraumatisch, weich, flexibel und bieten ein gutes feuchtes Wundmillieu, weshalb sie für eine Vielzahl von Wundtypen, insbesondere solche mit moderater Exsudation, geeignet sind. Der Einsatz findet sich in der Granulationsphase sowie Epithelisierungsphase wieder.

Ihre Atmungsaktivität unterstützt den Gasaustausch und hält gleichzeitig das Wundgebiet feucht. Bei der Anwendung dieser Verbände ist es wichtig, eine Größe zu wählen, mit der die Wunde vollständig abdeckt wird. Darüber hinaus bieten Sonderformen, wie Heel, Sacrum oder individuelle ovale Größen, zusätzliche Anwendungsmöglichkeiten für anatomisch schwierige Körperbereiche.

Bei geeigneter Indikation kann der Polyurethanschaum bis zu mehreren Tagen auf der Wunde belassen werden.

Hydrogele

Hydrogele, hauptsächlich aus Wasser bestehend, sind optimal für die Behandlung von trockenen oder avitalen Wundverhältnissen. Sie spenden Feuchtigkeit und fördern die Rehydrierung des trockenen Gewebes sowie die Autolyse von avitalem Gewebe. Des Weiteren werden sie bei Verbrennungen bis Grad 2a sowie zur Hydrierung von freiliegenden Strukturen (z.B. Knochen und Sehnen) eingesetzt.

Durch die Verwendung eines Gels entsteht ein Aufquellen bzw. Aufweichen und folglich kann avitales Gewebe einfacher abgelöst bzw. abgetragen werden.

Hydrogele stehen in Tubenform oder als Applikationsspritze zur Verfügung. Daneben gibt es Vlies- und Gelkompressen, die mit Hydrogel bedeckt sind.

Bei der Anwendung von Hydrogelen sollte darauf geachtet werden, dass sie sanft auf die Wunde aufgetragen werden, um zusätzliche Reizungen zu vermeiden.

Ihre kühlenden Eigenschaften können zusätzlich zur Schmerzlinderung beitragen, weshalb sie besonders bei schmerzempfindlichen Patienten vorteilhaft sind.

Hydrogele sind auch hilfreich bei der Vorbereitung einer Wunde auf weitere Behandlungen, wie etwa das Debridement.

Silikon- und Fettdistanzgitter

Silikongitter und Paraffingaze bieten eine sanfte, nicht anhaftende Abdeckung und sind ideal für Patienten mit empfindlicher oder leicht verletzbarer Haut.

Sie haften nicht am Wundbett, was den Verbandswechsel schmerzarm und schonend macht und einen atraumatischen Verbandswechsel ermöglicht.

Bei der Anwendung dieser Verbände ist es wichtig darauf zu achten, dass sie die Wunde vollständig abdecken, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten. Sie sind besonders nützlich bei oberflächlichen Wunden und solche, die einen schonenden Umgang erfordern. Die Anwendungsbereiche dieser Verbandsstoffe finden sich bei Einrissen fragiler Haut (Skin Tears) beziehungsweise Pergamenthaut-Verletzungen.

Hydrokolloide

Hydrokolloid-Verbände, aus gelbildenden Polymeren bestehend, sind selbsthaftend und bilden in Kontakt mit Wundflüssigkeit ein Gel.

Sie sind geeignet für Wunden mit geringer bis mittlerer Exsudation und bilden eine schützende Barriere gegen Kontamination.

Bei der Anwendung dieser Verbände ist es wichtig, den Verband so anzubringen, dass – anders als in unserem Beispielbild – keine Luftblasen entstehen und die Ränder gut haften, um eine optimale Barriere zu gewährleisten.

Hydrokolloide fördern die Granulation und Epithalisierung, was zur schnelleren Wundheilung beiträgt.

Verbände mit hydrophober Eigenschaft

Verbände mit hydrophoben Eigenschaften bieten ein effektives Infektionsmanagement für Wunden.

Sie sind besonders für den Einsatz in feuchten Umgebungen oder bei Wunden geeignet, die einem höheren Risiko von lokalen Infektionen ausgesetzt sind. Durch das rein physikalische Wirkprinzip werden Bakterien und Pilze an die Wundauflage gebunden und so mit jedem Verbandwechsel aus der Wunde entfernt, ohne zusätzliche Endotoxine freizusetzen.

Honigverbände

Honigverbände nutzen die antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften von medizinischem Honig. Sie sind wirksam bei der Behandlung von infizierten Wunden und unterstützen die Wundreinigung und -heilung.

Honigverbände sind auch hilfreich bei der Reduzierung von unangenehmen Gerüchen und fördern die Granulation und Epithelisierung, insbesondere durch ihren Gehalt an wasser-löslichen Antioxidantien.

Medizinischer Honig wirkt osmotisch. Sein niedriger Wassergehalt entzieht aktiv Flüssigkeit aus dem Wundbett, fördert das autolytische Debridement und hemmt das Bakterienwachstum.

Medizinischer Honig ist geeignet für alle Arten von chronischen Wunden:

  • Tiefe Wunden
  • Wunden mit Fistelgängen
  • Nekrotische und/ oder Infizierte Wunden
  • Chirurgische Wunden
  • Verbrennungswunden
  • Übelriechende Wunden.

Je nach Exsudatbildung kann der Verband bis zu sieben Tage auf der Wunde belassen werden. Der Verband sollte nach Verdünnung durch Wundexsudat gewechselt werden. Sollte eine Mazeration des Wundrandes auftreten, muss der Gelverband häufiger gewechselt werden.

Pflegeempfehlungen für den Patienten

Eine erfolgreiche Wundversorgung von chronischen Wunden hängt nicht nur von der richtigen Behandlung ab, sondern auch von einer aktiven Pflege des Patienten. 

Menschen mit chronischen Wunden müssen lernen, was sie selbst tun können, um die Heilung zu beschleunigen und die Genesung zu fördern. 

Hier sind einige wichtige Empfehlungen für die Pflege von Patienten mit chronischen Wunden: 

  1. Informieren Sie den Patienten über seine Wunde und die Art der Versorgung, die er benötigt. 
  2. Geben Sie ihm Informationen über Produkte wie Verbandsstoffe und andere Hilfsmittel zur Unterstützung der Wundheilung. 
  3. Ermutigen Sie ihn dazu, sich an einen Arzt oder erfahrenen Wundexperten zu wenden, wenn er Hilfe bei der Behandlung seiner chronischen Verletzung benötigt. 
  4. Stellen Sie sicher, dass der Patient versteht, wie man seine Wunde richtig reinigt, versorgt und wie oft er dies tun sollte. 
  5. Zusätzlich kann eine ausgewogene Ernährung helfen, den Heilungsprozess zu unterstützen. 
  6. Eine regelmäßige Überprüfung der Fortschritte in Bezug auf die Wundheilung ist ebenfalls entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung von chronischen Wunden. 

Durch diese Schritte können Patienten aktiv an ihrer eigenen Genesung teilnehmen und so ihre Wunden schneller zum Abheilen bringen.

Ernährungsempfehlungen für die optimale Genesung

Wir haben es schon mehrmals erwähnt: Neben der Wahl der passenden Produkte und Behandlung durch den Arzt, spielt auch die Ernährung eine wichtige Rolle. Eine ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung kann die Wundheilung positiv beeinflussen. 

Doch was heißt das konkret?

Es ist wichtig, auf eine ausreichende Zufuhr von Proteinen, Vitaminen und Mineralstoffen zu achten. Auch genügend Flüssigkeitszufuhr ist essenziell für den Körper, um Giftstoffe abzutransportieren und das Gewebe mit ausreichend Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. 

Entzündungsfördernde Lebensmittel, die Zucker oder Fett enthalten, sollten vermieden werden.

Insgesamt kann eine gesunde Ernährungsweise so dazu beitragen, den Heilungsprozess bei chronischen Wunden zu beschleunigen und dem Patienten Hilfe zur Selbsthilfe bieten. 

Informationen hierzu können auch vom behandelnden Arzt bezogen werden, um gemeinsam einen individuellen Plan zur optimalen Versorgung der Wunde zu erarbeiten.

Chirurgische Optionen bei schwer heilenden chronischen Wunden

In einigen Fällen reichen selbst die besten Methoden zur Wundheilung nicht aus, um eine vollständige Genesung zu erreichen. In solchen Fällen kann eine chirurgische Intervention notwendig sein.

Ein erfahrener Arzt wird dann alle Informationen über den Fall sammeln und dem Patienten alle verfügbaren Behandlungsoptionen erklären, einschließlich der Möglichkeit einer Operation. Denn in manchen Fällen ist nur ein gezieltes chirurgisches Debridement von avitalem Gewebe oder die plastische Chirurgie bei Wundheilungsstörungen zielführend.

Grundlagen der Wundkolonisation

Chronische Wunden bieten eine ideale Umgebung für die Besiedlung durch Mikroorganismen, ein Vorgang, der als Kolonisation bezeichnet wird. Diese beginnt, wenn Mikroorganismen, vornehmlich Bakterien, sich auf der Wundoberfläche ansiedeln. Anfänglich ist die Kolonisation ein natürlicher Prozess und nicht notwendigerweise schädlich, denn keine chronische Wunde ist steril, sondern immer kontaminiert.  Es ist jedoch von entscheidender Bedeutung, den Übergang von einer harmlosen Kolonisation zu einer potenziellen Infektion genau zu überwachen. Warnzeichen hierfür können eine Zunahme der Exsudation, Farbveränderungen der Wunde oder ein ungewöhnlicher Geruch sein.

Die frühzeitige Erkennung einer beginnenden Infektion ist wichtig. Möglich ist das nur durch eine regelmäßige und gründliche Wundinspektion.

Neben der visuellen Begutachtung spielen mikrobiologische blutbildgebende Untersuchungen eine wichtige Rolle, um die Art der besiedelnden Mikroorganismen im Falle einer notwendigen Antibiotikatherapie zu bestimmen. Ein Antibiogram kann dabei helfen zu bestimmen, welcher bakterieller Krankheitserreger resistent bzw. sensibel ist.

Präventive Maßnahmen sind ebenfalls von Bedeutung. Darunter die Aufrechterhaltung einer sauberen und feuchten Wundumgebung, der Einsatz von antimikrobiellen Verbänden und die Förderung der allgemeinen Gesundheit des Patienten.

Infektionsdynamik in chronischen Wunden


Die Infektion einer chronischen Wunde ist ein komplexer Prozess. Sie tritt auf, wenn sich pathogene Mikroorganismen in der Wunde vermehren und eine Immunreaktion des Körpers auslösen.

Symptome einer Infektion umfassen klassischerweise Rötung, Schwellung, Schmerz, Wärme und Funktionseinschränkung. Systemische Symptome können Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl einschließen.

Die Diagnose einer Infektion basiert auf einer Kombination aus klinischen Befunden und Laborergebnissen, einschließlich Leukozytenzählung, Entzündungsmarkern und mikrobiologischen Kulturen. Allerdings ist vor allem das klinische Bild, also das Erkennen der Infektion durch erfahrendes Fachpersonal ein wichtiger Teil der Diagnose und oft der erste Schritt einer weiteren Diagnostik.

Bei der Behandlung einer sich ausbreitenden Infektion in chronischen Wunden ist der Einsatz von Antibiotika angezeigt[OZ1] . Diese werden basierend auf Kulturergebnissen und Antibiogrammen ausgewählt, um eine gezielte und effektive Therapie zu gewährleisten und die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern.

Regelmäßige Reinigung und Debridement der Wunde sind ebenfalls wichtig, um infiziertes und nekrotisches Gewebe zu entfernen und die Heilung zu fördern.

Die Rolle von Biofilmen in Chronischen Wunden

Ein besonders herausfordernder Aspekt bei der Behandlung chronischer Wunden ist die Präsenz von Biofilmen. Diese bestehen aus komplexen Gemeinschaften von Mikroorganismen, die in einer selbstproduzierten Matrix aus Polysacchariden, Proteinen und Nukleinsäuren eingebettet sind. Diese Matrix schützt die Mikroorganismen vor dem Immunsystem und antimikrobiellen Wirkstoffen.

Biofilme behindern die Wundheilung also signifikant und können zu wiederkehrenden Infektionen führen.

Die Entfernung und Behandlung von Biofilmen ist leider ein komplexer Prozess. Das mechanische Debridement ist dabei oft der erste Schritt. Es folgt die Anwendung von Wundauflagen, die spezielle antimikrobielle Agentien enthalten.

Fortschrittliche Technologien, wie Ultraschallbehandlungen oder photodynamische Therapie sind vielversprechende neue Ansätze. Diese Behandlungen müssen jedoch häufig wiederholt werden, da Biofilme eine hohe Resistenz gegenüber therapeutischen Interventionen aufweisen.

Fortschritte bei der Behandlung schwer heilender, chronischer Wunden

Es gibt laufend Fortschritte in der Behandlung von schwer heilenden chronischen Wunden, die Hoffnung geben. Außerdem kommen ständig neue Informationen und Produkte zur Wundversorgung auf den Markt. 

Die Verwendung von innovativen Produkten wie speziellen Verbandsstoffen und Gewebeersatzprodukten hilft bei der schnelleren Heilung von chronischen Wunden wie dem Ulcus cruris venosum oder dem diabetischen Fußgeschwür. 

Der Einsatz moderner Technologien wie der Vakuumtherapie hat gezeigt, dass sie helfen können, das Risiko einer Infektion zu verringern und somit die Heilungszeit verkürzen können. 

Menschen mit chronischen Wunden sollten wissen, dass es hier eine ständige Entwicklung gibt und die Methoden hier ausgebaut und weiterentwickelt werden. Ein Arzt kann dabei helfen, Informationen über die neuesten Entwicklungen in der Behandlung schwer heilender chronischer Wunden bereitzustellen.

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