Startseite » Magazin » Der Diabetische Fuß – Teil 1: Warum die richtige Behandlung so wichtig ist

Der Diabetische Fuß – Teil 1: Warum die richtige Behandlung so wichtig ist

Ein kleiner Schnitt oder eine Blase am Fuß – für die meisten Menschen ist das harmlos. Doch bei Patienten mit Diabetes mellitus kann daraus eine schwer heilende Wunde entstehen. Das sogenannte diabetische Fußsyndrom (DFS) zählt zu den folgenschwersten Komplikationen des Diabetes. Die Wundversorgung des diabetischen Fußes ist daher besonders wichtig. Denn eine unbehandelte oder schlecht versorgte Wunde kann sich infizieren und im schlimmsten Fall zu einer Amputation führen. Tatsächlich ist das diabetische Fußsyndrom die häufigste Ursache für Amputationen der unteren Extremitäten in Deutschland.

Warum ist das so? Diabetes schädigt mit der Zeit Nerven und Blutgefäße in den Beinen. Betroffene spüren Verletzungen oft nicht rechtzeitig und ihre Wunden heilen schlechter als bei Gesunden. Die Folge: Aus einer Bagatelle wird schnell ein tiefes Geschwür. 

Die richtige Wundbehandlung entscheidet dann darüber, ob das Bein erhalten werden kann. Jede Verzögerung erhöht die Gefahr schwerer Infektionen, Knochenentzündungen (Osteomyelitis) und letztlich von Major-Amputationen (Oberschenkel- oder Unterschenkelamputation). 

Eine Amputation bedeutet für Patient:innen einen dramatischen Einschnitt in Lebensqualität und Mobilität. Zudem ist die Prognose nach einer großen Amputation eher ungünstig: Rund die Hälfte der Betroffenen überlebt fünf Jahre nach dem Eingriff nicht mehr (Quelle:  Five year mortality and direct costs of care for people with diabetic foot complications are comparable to cancer – PMC ) – eine Sterblichkeitsrate, die höher ist als bei manchem Krebsleiden. 

All das zeigt: Eine optimale Wundversorgung beim diabetischen Fuß kann nicht nur Füße, sondern auch Leben retten.

Zahlen, Daten, Fakten: Prävalenz und Amputationen in Deutschland

Diabetes ist in Deutschland weit verbreitet – und mit ihm das Risiko für Fußkomplikationen. Wie viele sind betroffen? Schätzungen zufolge erleidet bis zu einem Drittel (34 %) aller Menschen mit Diabetes im Laufe ihres Lebens ein diabetisches Fußsyndrom (Deutscher Gesundheitsbericht 2022 der AG Diabetischer Fuß). Die Punktprävalenz (Anteil der Betroffenen zu einem Zeitpunkt) liegt je nach Datenquelle bei circa 6–10 % (Deutscher Gesundheitsbericht 2022 der AG Diabetischer Fuß) (Diabetes surveillance – Ergebnisse – Diabetisches Fußsyndrom). 

Diabetischer Fuß Wundversorgung Anteil

Mit zunehmendem Alter steigt dieses Risiko an: In der Gruppe der über 80-jährigen Diabetiker ist etwa jeder zwölfte bis jeder achte betroffen (Diabetes surveillance – Ergebnisse – Diabetisches Fußsyndrom). 

Das bedeutet, dass Hunderttausende Patient:innen in Deutschland derzeit mit chronischen Fußwunden oder abgeheilten Fußläsionen leben.

Auch die Folgestatistiken sind alarmierend. Jährlich werden hierzulande Schätzungen zufolge bis zu 50.000 Amputationen aufgrund eines DFS durchgeführt (Diabetischer Fuß: etwa jede zweite Amputation unnötig: Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.). Etwa zwei Drittel aller Amputationen der unteren Extremität entfallen auf Menschen mit Diabetes (Diabetischer Fuß: etwa jede zweite Amputation unnötig: Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.). 

Diabetischer Fuß Wundversorgung Amputationen

Hinter jeder Zahl steht ein Schicksal – und viele dieser Eingriffe wären vermeidbar. Fachgesellschaften schätzen, dass ein Großteil der Amputationen durch bessere Prävention und Versorgung verhindert werden könnten. In Spezialzentren, die frühzeitig eingreifen, liegt die Rate der Major-Amputationen lediglich bei etwa 3 %, verglichen mit über 10 % in der Regelversorgung (Diabetischer Fuß: etwa jede zweite Amputation unnötig: Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.).

Neben dem menschlichen Leid verursachen diabetische Fußkomplikationen auch enorme Kosten im Gesundheitswesen. Eine Analyse des Helmholtz-Zentrums München ergab, dass bereits ein einziger Fußulkus im Quartal seines Auftretens durchschnittlich 1.300 € an Behandlungskosten verursacht – kommt es zur Amputation, steigen die Kosten auf über 14.000 € (Typ-2-Diabetes: Das kosten die Folgeerkrankungen).

Diabetischer Fuß Wundversorgung Kosten

Jeder nicht amputierte Fuß bedeutet also auch eine finanzielle Entlastung des Gesundheitssystems. 

Diese Zahlen machen deutlich, warum das Thema Wundversorgung diabetischer Fuß in Deutschland höchste Aufmerksamkeit verdient: Es geht um Lebensqualität, um das Vermeiden schwerer Beeinträchtigungen und nicht zuletzt um eine Herausforderung für uns alle.

Diesen Artikel teilen