Ein Biofilm ist eine Schutzschicht aus Bakterien, die sich auf Wunden bildet. Die Bakterien setzen sich auf der Wundoberfläche fest und produzieren eine schleimige Substanz, die sie wie ein Mantel umhüllt. Diese Barriere schützt die Keime vor dem körpereigenen Immunsystem und vor Antibiotika.
Chronische Wunden sind besonders anfällig. Die Mehrzahl aller chronischen Wunden enthält Biofilme.
Die Wunde heilt nicht richtig, weil die Bakterien ständig Entzündungen auslösen. Der Körper kämpft dann quasi gegen einen Feind, den er nicht besiegen kann.
Bakterien schwimmen zunächst frei in der Wundflüssigkeit. Dann heften sie sich an die Wundoberfläche. Innerhalb von Stunden beginnen sie, eine klebrige Schicht zu produzieren, die extrazelluläre Matrix. In dieser geschützten Umgebung vermehren sie sich und bilden komplexe Strukturen.
Die häufigsten Bewohner dieser Bakterienfilme sind Staphylococcus aureus und Pseudomonas aeruginosa.
Oft arbeiten mehrere Bakterienarten zusammen und verstärken sich gegenseitig.
Das Problem: Mit bloßem Auge ist ein Biofilm schwer zu erkennen.
Manche Wunden zeigen eine gelartige, glänzende Oberfläche. Andere wirken schmierig oder haben einen gelblichen Belag. Eindeutig nachweisen lässt sich ein Biofilm nur durch eine Gewebeprobe unter dem Mikroskop.
Hinweise auf einen Biofilm sind:
Das Wichtigste ist die mechanische Entfernung. Denn Wundauflagen oder Salben allein reichen nicht aus, weil die Schutzschicht zu stabil ist.
Der Biofilm muss physisch abgetragen werden; das nennt man Debridement.
Es gibt verschiedene Methoden:
Nach der Entfernung folgt konsequente Wundhygiene. Dieser Ablauf verhindert, dass sich der Biofilm sofort wieder bildet.
Ein neuer Ansatz sind Probiotika. Spezielle Bakterienstämme wie Lactobacillus plantarum können die schädlichen Keime im Biofilm verdrängen. Studien zeigen beeindruckende Ergebnisse: In manchen Fällen reduzierte sich die Keimzahl um 99,999 Prozent (Deutsches Ärzteblatt 2024).
Ein Biofilm bildet sich schnell neu. Selbst nach gründlicher Entfernung können sich innerhalb von Stunden erste Bakterien wieder ansiedeln.
Deshalb muss das Debridement regelmäßig wiederholt werden.
Die Rückfallrate ist hoch. Etwa die Hälfte aller Wunden mit Biofilm entwickelt erneut einen Film. Ohne konsequente Behandlung kann die Wunde chronisch werden.
Biofilm als eigenständige Diagnose existiert nicht im ICD-10. Erfasst werden die zugrunde liegenden Wunden und Infektionen (vgl. ICD-Code.de o.J.):
Biofilme sind eine der größten Herausforderungen in der Wundversorgung. Sie verhindern die Heilung chronischer Wunden und zwingen zu aufwendigen, langwierigen Behandlungen. Ohne gezieltes Debridement und konsequente Wundhygiene haben Betroffene kaum Aussicht auf Heilung.
Fachpersonal muss Biofilme frühzeitig erkennen und konsequent behandeln. Jede Verzögerung verlängert das Leiden und erhöht das Risiko für Komplikationen.
Deutsches Ärzteblatt (2024): Chronische Wunden: Probiotische Keime lösen Biofilm auf, in: Deutsches Ärzteblatt, [online] https://aerzteblatt.de/archiv/236937/Chronische-Wunden-Probiotische-Keime-loesen-Biofilm-auf [13.11.2025].
ICD-Code.de (o.J.): ICD-10-GM-2024, [online] https://www.icd-code.de [13.11.2025].
Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.
Medizinischer Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte medizinisches Fachpersonal.
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Veröffentlicht: 2025-12-15