Eine chronische Wunde ist ein Integritätsverlust der Haut, der innerhalb von acht Wochen nicht abheilt (Rüttermann et al. 2013). Während normale Verletzungen in dieser Zeit längst verheilt sind, bleiben chronische Wunden in der Entzündungsphase „stecken“ und kommen nicht voran.
Die Ursachen sind vielfältig. Am häufigsten liegen Durchblutungsstörungen zugrunde, ausgelöst durch Diabetes mellitus, chronisch-venöse Insuffizienz oder periphere arterielle Verschlusskrankheit. Auch dauerhafter Druck auf dieselbe Stelle führt zu chronischen Wunden, etwa bei bettlägerigen Patienten.
Gesunde Wundheilung verläuft in drei Phasen.
Bei chronischen Wunden gerät dieser Prozess aus dem Takt. Die Entzündung hört nicht auf. Ständig strömen Immunzellen herbei, produzieren Enzyme und zerstören dabei auch gesundes Gewebe. Neue Zellen werden schneller abgebaut als gebildet.
Offene Beine durch Venenschwäche zählen zu den häufigsten chronischen Wunden.
Das Blut staut sich aufgrund defekter Venenklappen in den Beinen, Flüssigkeit tritt ins Gewebe aus, die Haut wird schlecht versorgt. Irgendwann reicht eine kleine Verletzung, und es entsteht ein Geschwür.
Bei Diabetes schädigt der erhöhte Blutzucker Nerven und Gefäße. Betroffene spüren Verletzungen am Fuß oft nicht mehr. Kleine Druckstellen entwickeln sich unbemerkt zu tiefen Wunden. Rezidive diabetischer Fußulzera führen häufig, in bis zu 60 Prozent der Fälle, zu Amputationen (Dissemond et al. 2016). In Deutschland werden jährlich etwa 45.000 Gliedmaßen in Folge chronischer Wunden amputiert (Dissemond et al. 2016).
Druckgeschwüre entstehen bei Menschen, die sich kaum noch bewegen können. Durch dauerhaften Druck oder Scherkräfte auf Knochen nahe der Hautoberfläche wird das Gewebe nicht mehr durchblutet. Bereits nach wenigen Stunden kann irreversibler Schaden entstehen.
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.
Venenleiden erfordern Kompression, arterielle Durchblutungsstörungen müssen gefäßchirurgisch behandelt werden. Diabetes muss optimal eingestellt sein.
Moderne Wundauflagen halten die Wunde feucht und schaffen ein Milieu, in dem Heilung möglich wird. Trockene Wunden heilen schlecht. Die Auflagen werden je nach Wundzustand ausgewählt. Stark nässende Wunden zum Beispiel brauchen saugende Materialien, trockene Wunden brauchen feuchtigkeitsspendende Materialien.
Regelmäßige Wundreinigung entfernt abgestorbenes Gewebe und Bakterienbeläge . Manchmal muss chirurgisch nachgeholfen werden, wenn sich hartnäckige Beläge nicht anders lösen lassen.
Geduld braucht es trotzdem. Chronische Wunden heilen langsam, oft über Monate. Rückschläge sind normal. Wichtig ist, dass die Grunderkrankung behandelt wird, sonst kommt die Wunde immer wieder.
Die Codierung hängt von der Ursache ab (BfArM 2025, ICD-Code.de 2025):
Venöse Ursachen:
Arterielle Ursachen:
Druckbedingte Ursachen:
Diabetes-assoziierte Wunden:
Sonstige:
Rüttermann, Mike et al. (2013): Lokaltherapie chronischer Wunden, in: Deutsches Ärzteblatt, Jg. 110, Nr. 3, [online] https://www.aerzteblatt.de/archiv/134017/Lokaltherapie-chronischer-Wunden [14.11.2025].
BfArM (2025): ICD-10-GM Version 2025, [online] https://klassifikationen.bfarm.de/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2025/ [14.11.2025].
ICD-Code.de (2025): ICD-10-GM-2025 Dekubitalgeschwür und Druckzone, [online] https://www.icd-code.de/icd/code/L89.-.html [14.11.2025].
Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.
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Veröffentlicht: 26.11.2025
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