Fibrin ist ein Protein, das eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung spielt. Ohne Fibrin würde selbst eine kleine Schnittwunde unkontrolliert bluten.
Bei jeder Verletzung eines Blutgefäßes startet der Körper einen komplizierten Mechanismus. Das Enzym Thrombin wandelt gemeinsam mit Calcium das im Blut gelöste Fibrinogen in Fibrin um (vgl. Internisten im Netz o.J.). Die Fibrin-Moleküle lagern sich zu langen Fäden zusammen, die ein feines Netz bilden. In diesem Netz verfangen sich rote Blutkörperchen. Es entsteht ein Blutgerinnsel, das die Wunde verschließt.
Fibrin übernimmt mehrere lebenswichtige Aufgaben bei der Heilung. Zunächst dichtet das Fibrinnetz die verletzte Stelle provisorisch ab und stoppt die Blutung. Gleichzeitig schützt es die Wunde vor eindringenden Krankheitserregern, Wärmeverlust und mechanischen Einflüssen von außen. Darüber hinaus dient Fibrin als Gerüst für die nachfolgende Gewebeneubildung.
Fibroblasten (Bindegewebszellen) nutzen das Fibrinnetz als Grundlage, um neues Gewebe aufzubauen.
Die Wundheilung verläuft in drei überlappenden Phasen:
Ein Fibrinbelag erscheint als weiche bis zähe, hellgelbe bis bräunliche Schicht auf der Wunde. Solange er geruchlos bleibt, ist er harmlos. Ein übler Geruch deutet hingegen auf eine Infektion hin.
Bei chronischen Wunden stört übermäßige Fibrinbildung die Heilung. Wenn der Belag austrocknet, blockiert er den Heilungsprozess. Er kann mehrere Millimeter dick werden und muss dann entfernt werden, damit die Wunde abheilt.
Für Wundexperten ist das Verständnis von Fibrin grundlegend. In der akuten Wundversorgung ist Fibrin erwünscht, denn es verschließt die Wunde und leitet die Heilung ein. Bei chronischen Wunden stellt übermäßiger Fibrinbelag ein Problem dar.
Die Herausforderung besteht darin, zu erkennen, wann Fibrin die Heilung behindert und entfernt werden muss. Ein dicker, ausgetrockneter Belag blockiert den Gasaustausch. Nährstoffe und Wachstumsfaktoren gelangen nicht mehr ins Wundgebiet. Zudem bietet er Bakterien einen idealen Nährboden.
Zur Entfernung von Fibrinbelag stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung. Das mechanische Débridement (Wundreinigung) umfasst das Auswischen mit befeuchteten Reinigungspads, das Ausspülen mit Wundspüllösung oder die chirurgische Entfernung. Moderne Verfahren wie Wasserstrahl-Reinigung oder ultraschall-assistierte Wundreinigung sind ebenfalls wirksam.
Das autolytische Débridement (körpereigene Wundreinigung) ist die schonendste Methode. Feuchte Wundauflagen wie Hydrogele schaffen ein feuchtwarmes Wundklima. Dadurch verlieren Fibrinbeläge durch Rehydratation (Wiederanfeuchtung) ihre Festigkeit und lösen sich. Diese Methode eignet sich besonders für dünne Fibrinbeläge, benötigt aber Zeit.
Die feuchte Wundversorgung spielt eine besonders wichtige Rolle im modernen Wundmanagement. Calciumalginate (Algenverbände) oder Hydrofasern stabilisieren das idealfeuchte Wundmilieu. Sie wirken bei Kontakt mit Wundflüssigkeit stark absorbierend und unterstützen so die Heilung.
Die Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegefachkräften und Wundexperten ist wichtig. Ärzte entscheiden über invasive Verfahren wie das chirurgische Débridement.
Wundversorger setzen die konservativen Methoden der feuchten Wundbehandlung dann um und überwachen den Heilungsverlauf.
Aus Sicht der Wundversorgung lässt sich übermäßige Fibrinbildung durch konsequente Prävention chronischer Wunden eindämmen. Risikofaktoren wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), arterielle Verschlusskrankheit oder venöse Insuffizienz (Venenschwäche) müssen frühzeitig erkannt und behandelt werden.
Bei bestehenden Wunden verhindert eine moderne, feuchte Wundbehandlung von Anfang an das Austrocknen von Fibrinbelägen. Regelmäßige Wundkontrollen durch geschultes Personal ermöglichen das frühzeitige Erkennen von Heilungsstörungen. So bilden sich keine dicken Fibrinbeläge.
Die Schulung von Patienten und Angehörigen ist wichtig. Sie müssen Warnzeichen wie zunehmende Beläge oder alarmierende Geruchsbildung erkennen und rechtzeitig professionelle Hilfe suchen.
Nach abgeschlossener Wundheilung wird Fibrin durch körpereigene Prozesse abgebaut. Dieser Vorgang heißt Fibrinolyse (Auflösung von Fibrin). Das inaktive Plasminogen wird in das aktive Enzym Plasmin umgewandelt, das die Fibrinfäden an verschiedenen Stellen spaltet.
Das fibrinolytische System kontrolliert auch das Ausmaß der Fibrinbildung und sorgt dafür, dass sich der Thrombus (Blutgerinnsel) nach getaner Arbeit wieder auflöst. Als Abbauprodukt entstehen D-Dimere, die im Labor nachgewiesen werden können. Bei gestörter Durchblutung können wichtige Faktoren für die Fibrinolyse nicht mehr ausreichend ausgetauscht werden, was die Wundheilung verzögert.
Fibrin selbst ist kein Krankheitsbegriff und hat daher keine eigene ICD-10-Klassifikation. Störungen der Fibrinbildung oder des Fibrinabbaus werden jedoch unter verschiedenen Codes erfasst (vgl. Bundesinstitut o.J.):
Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (o.J.): ICD-10-GM-2025, [online] https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Klassifikationen/ICD/ICD-10-GM/_node.html [20.11.2025].
Internisten im Netz (o.J.): Fibrinogen, [online] https://www.internisten-im-netz.de/mediathek/blutbild-erklaerung/fibrinogen.html [20.11.2025].
Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.
Medizinischer Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte medizinisches Fachpersonal.
Notruf: In medizinischen Notfällen wählen Sie 112 (Rettungsdienst) oder 116 117 (Ärztlicher Bereitschaftsdienst).
Veröffentlicht: 2025-12-18