Gangrän

Eine Gangrän bezeichnet das unwiederbringliche Absterben von Körpergewebe (vgl. Gefäßzentrum Bremen o.J.). Das betroffene Gewebe zerfällt durch körpereigene Abbauprozesse. Es verfärbt sich typischerweise dunkel bis schwarz.

Was zunächst nach einem oberflächlichen Problem klingt, kann sich zu einer lebensbedrohlichen Situation entwickeln, besonders wenn Bakterien ins Spiel kommen.

Eine Gangrän entsteht immer dann, wenn Gewebe längere Zeit nicht ausreichend durchblutet wird. Ohne Sauerstoff und Nährstoffe stirbt es allmählich ab. Besonders gefährdet sind Menschen mit Durchblutungsstörungen in den Beinen oder Diabetes. Am häufigsten zeigt sich das Problem an den Füßen und Zehen – dort, wo die Durchblutung ohnehin am schwächsten ist und der Weg des Blutes am längsten.

Die Schwere einer Gangrän hängt stark davon ab, wie schnell sie behandelt wird und welche Form vorliegt. Je früher Betroffene ärztliche Hilfe suchen, desto besser stehen die Chancen, das Gewebe zu retten oder zumindest größere Amputationen zu vermeiden.

Ursachen

Die häufigste Ursache für eine Gangrän ist eine schwere Durchblutungsstörung. Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit sind die Arterien in den Beinen durch Ablagerungen verengt oder verschlossen. Das Blut erreicht Unterschenkel und Füße nicht mehr ausreichend. Auch Diabetes mellitus führt oft zu Gangränen, weil die Krankheit sowohl die großen als auch die kleinsten Blutgefäße schädigt.

Weitere Risikofaktoren sind Rauchen, Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte. Sie beschleunigen die Verkalkung der Gefäße massiv. In seltenen Fällen entstehen Gangränen auch durch Verletzungen, Erfrierungen oder schwere Verbrennungen, wenn dabei die Blutversorgung unterbrochen wird.

Bakterielle Infektionen können den Prozess dramatisch beschleunigen. Wenn Keime in das ohnehin geschwächte Gewebe eindringen, verflüssigen sie es regelrecht. Besonders gefährlich wird es, wenn gasbildende Bakterien beteiligt sind. Dann entwickelt sich eine Gasgangrän mit Blasenbildung unter der Haut.

Symptome

Die Symptome variieren je nach Form der Gangrän erheblich. Bei der trockenen Form trocknet das Gewebe aus und schrumpft. Bei der feuchten Gangrän hingegen haben sich Bakterien im toten Gewebe angesiedelt, das Gewebe wird feucht und verflüssigt sich (vgl. BfArM o.J.). Die trockene Variante wird hart, schwarz und sieht mumifiziert aus. Sie entwickelt sich langsamer und riecht in der Regel nicht. Die feuchte Form verfärbt sich grünlich-schwarz, wird weich und riecht übel. Sie breitet sich schneller aus und ist deutlich gefährlicher als die trockene.

Die Gasgangrän zeigt sich durch Blasenbildung unter der Haut. Gasbildende Bakterien erzeugen diese charakteristischen Bläschen. Betroffene spüren oft ein Knistern, wenn Druck auf die Haut ausgeübt wird.

Allen Formen gemeinsam sind Schmerzen im betroffenen Bereich, wobei diese mit fortschreitendem Gewebetod auch nachlassen können, wenn Nerven absterben. Die Haut verfärbt sich zunächst gelb-braun, später dunkel bis schwarz. Häufig zeigen sich Rötungen und Schwellungen rund um den betroffenen Bereich.

Fournier-Gangrän: Eine besonders gefährliche Sonderform

Die Fournier-Gangrän gehört zu den seltensten, aber gefährlichsten Varianten (vgl. nec 2024). Sie betrifft hauptsächlich Gewebe im Intimbereich und der Leistengegend. Diese Form zählt zur Gruppe der nekrotisierenden Fasziitis, einer schweren bakteriellen Infektion, bei der das Bindegewebe abstirbt.

Das Geschlechterverhältnis bei dieser Erkrankungsform liegt bei etwa zehn zu eins: Auf zehn erkrankte Männer kommt eine erkrankte Frau (vgl. nec 2024). Die Behandlung erfordert eine sofortige operative Entfernung aller abgestorbenen Gewebepartien, kombiniert mit intravenösen Antibiotika. Trotz moderner Medizin bleibt die Prognose ernst.

Wichtig ist, wo Betroffene zuerst ärztliche Hilfe suchen. Bei urologischer Erstvorstellung liegt die Sterblichkeitsrate innerhalb von 50 Tagen nach der Operation bei etwa 3 Prozent. Erfolgt die erste ärztliche Konsultation woanders, steigt die Sterblichkeit auf rund 35 Prozent (vgl. nec 2024).

Diese enormen Unterschiede zeigen, wie wichtig die richtige fachärztliche Einschätzung bei den ersten Symptomen ist. Urologen erkennen die Erkrankung offenbar schneller und leiten rascher die lebensrettende Therapie ein.

Gangrän – Bedeutung in der Wundversorgung

Für Wundversorger stellt eine Gangrän eine der größten Herausforderungen dar. Das abgestorbene Gewebe muss entfernt werden, gleichzeitig gilt es, die Ausbreitung zu stoppen und eine Infektion zu vermeiden oder zu behandeln. Die Beurteilung, ob eine Gangrän trocken oder feucht ist, entscheidet über das weitere Vorgehen.

Bei der trockenen Form ist eine konservative trockene Behandlung möglich. Wichtig ist, das Gewebe nicht zu befeuchten, da sonst die Gefahr besteht, dass sich eine feuchte Gangrän entwickelt. Diese wiederum erfordert ein mechanisches oder chirurgisches Débridement, also die Entfernung des abgestorbenen Gewebes durch geeignete Instrumente oder im Operationssaal.

Die Wiederherstellung der Durchblutung steht an erster Stelle. Ohne ausreichende Blutzufuhr kann kein Gewebe heilen. Daher arbeiten Wundexperten eng mit Gefäßchirurgen zusammen, die Bypässe legen oder verengte Gefäße wieder öffnen können.

Präventive Aspekte sind hier besonders wichtig. Regelmäßige Fußkontrollen bei Risikopatienten, sorgfältige Wundversorgung auch bei kleinen Verletzungen und die konsequente Behandlung von Grunderkrankungen können eine Gangrän oft verhindern. Besonders bei Diabetikern ist die professionelle Fußpflege unverzichtbar.

Die Prognose hängt maßgeblich davon ab, wie schnell eine angemessene Behandlung erfolgt. In schweren Fällen lässt sich eine Amputation nicht vermeiden, um das Leben der Betroffenen zu retten. Doch durch moderne gefäßchirurgische Maßnahmen und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingt es heute in vielen Fällen, zumindest größere Amputationen zu verhindern.

Prävention

Die Vermeidung einer Gangrän beginnt mit der konsequenten Kontrolle von Risikofaktoren. Rauchen aufzugeben ist die wirksamste Einzelmaßnahme. Blutdruck, Blutzucker und Blutfettwerte sollten optimal eingestellt sein. Bei bekannter Durchblutungsstörung sind regelmäßige gefäßmedizinische Kontrollen wichtig.

Menschen mit Diabetes müssen ihre Füße täglich kontrollieren. Schon kleine Verletzungen, Druckstellen oder Verfärbungen sollten ernst genommen werden. Gut sitzendes Schuhwerk ohne Druckstellen ist unverzichtbar. Bei Unsicherheiten hilft eine professionelle Fußpflege durch medizinisch geschultes Personal.

Wer erste Anzeichen einer Durchblutungsstörung bemerkt (etwa kalte Füße, Schmerzen beim Gehen oder Verfärbungen), sollte zeitnah einen Arzt aufsuchen. Je früher eine Behandlung beginnt, desto besser lässt sich eine Gangrän verhindern.

ICD-10 Klassifikation

Hauptcode (vgl. ICD-Code.de o.J.):R02.- Gangrän, anderenorts nicht klassifiziert

Unterkategorien:R02.0 Nekrose der Haut und Unterhaut, anderenorts nicht klassifiziert (mit Lokalisation R02.00 bis R02.09) – R02.8 Sonstige und nicht näher bezeichnete Gangrän, anderenorts nicht klassifiziert

Wichtige Exklusionen: – Gangrän bei Atherosklerose → I70.25 – Gangrän bei Diabetes mellitus → E10-E14 – Gasbrand → A48.0 – Dekubitalgeschwür → L89.-

Quellen

Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (o.J.): Worin besteht der Unterschied zwischen einer Ulzeration und einer Gangrän bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit der Extremitäten (pAVK) im Sinne der Kodes I70.2-? (ICD-10-GM Nr. 1014), [online] https://www.bfarm.de/DE/Kodiersysteme/Services/Kodierfragen/ICD-10-GM/Spezielle-Kodierfragen/icd-10-gm-1014.html [Abrufdatum: 20.11.2025]. 

Gefäßzentrum Bremen (o.J.): Gangrän, [online] https://gefaesszentrum-bremen.de/lexikon/gangraen [Abrufdatum: 20.11.2025].

ICD-Code.de (o.J.): ICD-10-GM-2025, [online] https://www.icd-code.de [20.11.2025].

nec (2024): Fournier-Gangrän: Erstvorstellung beim Urologen mit geringerer Sterblichkeit assoziiert, in: Deutsches Ärzteblatt, [online] https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/154457/Fournier-Gangraen-Erstvorstellung-beim-Urologen-mit-geringerer-Sterblichkeit-assoziiert [Abrufdatum: 20.11.2025].


Fachliche Information

Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.

Medizinischer Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte medizinisches Fachpersonal.

Notruf: In medizinischen Notfällen wählen Sie 112 (Rettungsdienst) oder 116 117 (Ärztlicher Bereitschaftsdienst).

Veröffentlicht: 2025-12-18