Eine Inzision ist ein gezielter chirurgischer Schnitt durch Haut und Gewebe. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Einschnitt“. Ärzte führen Inzisionen durch, um Zugang zu darunterliegendem Gewebe zu erhalten oder um Eiteransammlungen zu entleeren.
Das Grundprinzip der Inzision reicht weit in die Medizingeschichte zurück. Bereits Hippokrates formulierte den Leitsatz: „Wo Eiter ist, dort entleere ihn“ (vgl. Walensi 2014). Dieser Grundsatz gilt bis heute nahezu ausnahmslos in der chirurgischen Praxis.
Die häufigste Anwendung ist die Behandlung von Abszessen (abgekapselten Eiteransammlungen). Bei einem nachgewiesenen Abszess ist die chirurgische Eröffnung die Standardtherapie.
Weitere Anwendungsgebiete sind:
Der Eingriff folgt einem standardisierten Ablauf:
Bei größeren Abszessen ist ein großzügiger Schnitt wichtig. Eine zu kleine Inzision erschwert die vollständige Ausräumung und erhöht das Risiko für ein erneutes Auftreten.
Nach einer Inzision wird die Wunde meist nicht vernäht. Sie heilt durch sogenannte Sekundärheilung (Heilung von innen nach außen). Der Körper füllt die Wundhöhle nach und nach mit neuem Gewebe auf.
Dieser bewusste Verzicht auf Nähte hat einen wichtigen Grund: Bei einem sofortigen Wundverschluss würde sich verbliebener Eiter erneut ansammeln. Das Rückfallrisiko wäre erheblich höher (vgl. Walensi 2014).
Die offene Wundheilung dauert zwar länger, ist aber deutlich sicherer. Die Wunde wird mit sterilen Kompressen locker austamponiert und regelmäßig gespült.
Die Nachsorge umfasst:
Bei größeren Wundhöhlen kann eine Vakuumtherapie (Unterdruck-Wundbehandlung) die Heilung beschleunigen. Dabei wird ein Schwamm in die Wunde eingelegt und kontinuierlich Unterdruck angelegt.
Für Wundexperten ist die Nachbehandlung von Inzisionswunden ein häufiges Aufgabengebiet. Die offene Wundheilung erfordert besondere Aufmerksamkeit und regelmäßige Kontrollen.
Zentrale Herausforderungen sind die Beurteilung des Heilungsverlaufs und das frühzeitige Erkennen von Komplikationen. Rötung, zunehmende Schwellung oder erneute Eiterbildung können auf ein Rezidiv (Wiederauftreten) hinweisen.
Die Wundversorgung erfolgt von innen nach außen. Die Wundhöhle wird locker mit feuchten Kompressen austamponiert, um ein vorzeitiges Verschließen der Hautoberfläche zu verhindern. So kann das Gewebe von der Tiefe her heilen.
Die Zusammenarbeit zwischen Chirurgen, Hausärzten und Wundexperten trägt wesentlich zum Behandlungserfolg bei. Regelmäßige Dokumentation des Wundzustands hilft allen Beteiligten, den Heilungsverlauf zu beurteilen.
Bestimmte Körperregionen erfordern eine fachärztliche Behandlung:
Bei Patienten mit Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder geschwächtem Immunsystem ist die Wundheilung oft verzögert. Hier sind engmaschigere Kontrollen erforderlich.
Komplikationen nach chirurgischen Eingriffen werden unter T81 erfasst (vgl. Krollner 2025):
Krollner, Björn (2025): ICD-10-GM-2025: T81.- Komplikationen bei Eingriffen. ICD-Code.de. [online] https://www.icd-code.de/icd/code/T81.-.html [23.11.2025].
Streitz, Matthew J. (2025): Inzision und Drainage eines Abszesses. MSD Manual. [online] https://www.msdmanuals.com/de/profi/verletzungen-vergiftungen/durchführung-von-kleineren-chirurgischen-sowie-haut-und-weichteileingriffen/inzision-und-drainage-eines-abszesses [23.11.2025].
Walensi, Mikolaj (2014): OP-Anleitung Abszessentfernung. Via medici/Thieme. [online] https://www.thieme.de/viamedici/klinik-faecher-chirurgie-1531/a/op-anleitung-abszessentfernung-24608.htm [23.11.2025].
Dieser Artikel wurde auf Basis medizinischer Primärquellen erstellt und entspricht aktuellen wissenschaftlichen Standards.
Medizinischer Hinweis: Diese Informationen dienen der allgemeinen Aufklärung und ersetzen keine ärztliche Beratung oder Behandlung. Bei gesundheitlichen Fragen konsultieren Sie bitte medizinisches Fachpersonal.
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Veröffentlicht: 2025-12-15